Alltags-Geschichten
Wanderung am Ellhofer Tobelbach
(14. April 2016)

Gestern sind wir im bayrischen Ausland gewesen, die Nachbarin und ich. In Röthenbach (das ist im Kreis Lindau) hat die Nachbarin das Auto auf dem Parkplatz bei der Kirche abgestellt. Von da sind wir am Ellhofer Tobelbach entlang bergauf gewandert, meistens im Wald. Ein paar hundert Meter hinter Röthenbach sind wir an eine Riesenbaustelle im Wald gekommen. Eine große Staumauer wird da gebaut, damit ein eventuelles Hochwasser die Gemeinde Röthenbach nicht überfluten kann. Unseren Wanderweg haben die Bauleute umgeleitet und wir haben Probleme gehabt, den Wanderweg hinter der Baustelle wieder zu finden.

Die Nachbarin hat ja immer so ein GPS-Kästchen dabei. Da wird ihr auf einem winzigen Display die Landkarte angezeigt und sie kann sehen wo wir sind – sofern das Kästchen eine genügend volle Batterie hat. Ich hoffe, die Nachbarin hat immer Ersatzbatterien dabei! Landkarten schleppt sie neuerdings nicht mehr mit.

An einer kleinen Fischteichanlage sind wir auf einem Waldpfad weiter am Bach entlang. Die Brücke über den Tobelbach ist aber so marode gewesen, dass die Nachbarin gesagt hat, sie geht nicht hinüber, wir drehen um. Dabei bin ich schon auf der Brücke gewesen. Ich hätte kein Problem gehabt. Die fehlenden Bohlen hätte ich locker umgehen können und die vielen Löcher hätten mich auch nicht gestört. Ja, sogar die weiß-rote Abschrankung, dass keiner hinübergeht, ist da schon zusammengebrochen. Wir sind also wieder zurück bis zur Fischteichanlage und von da auf dem anderen Weg steil bergauf.

Unterwegs haben wir einen Golden Retriever Rüden mit seinem Herrn getroffen. Die beiden sind nett gewesen. Deshalb habe ich mich auch nicht dagegen gesträubt, dass die beiden eine Weile mit uns gelaufen sind. Normalerweise mag ich das nicht, wenn andere Hunde und deren Herrn mit uns gehen und die Menschen dann mit Reden beschäftigt sind. In der Nähe von Ellhofen haben uns die beiden verlassen und wir sind alleine weiter. Der Weg hat wieder hinunter geführt zum Bach. Wir sind wieder an eine Brücke gekommen und diesmal auch hinüber. An der Brücke hat die Nachbarin auf einem Schild gelesen, dass da im Tobelbach mal ein großes Schwimmbad gewesen ist, erbaut in den 30er Jahren und 1944 von einem Hochwasser weggerissen. Ich glaube, ich habe da auch noch schiefe Mauern in der Tiefe gesehen.

Wir sind auf der anderen Seite wieder hinauf und nach Berbruggen. Ein kleiner Weiler in der Sonne mit prächtiger Aussicht ins Westallgäu. Unter einem großen Baum haben wir eine Pause eingelegt. Die Nachbarin hat gesagt, von nun an geht es nur noch bergab. Was natürlich so nicht gestimmt hat.


Wir sind beide froh gewesen, als wir die halbe Stunde in der prallen Sonne hinter uns gehabt haben und in Rutzhofen angekommen sind. Rutzhofen hat eine kleine Käserei in der Bergkäse und Emmentaler gemacht wird. Die Käserei ist kurz vor 12 noch offen gewesen. Die Frau ist rein, ein Vesper für uns kaufen. Ich habe nicht mit rein dürfen. Zum Glück habe ich die Nachbarin immer sehen können und angebunden hat sie mich auch nicht.

Von Rutzhofen sind wir wieder durch den Wald nach Harbatshofen. Unterwegs haben wir am Waldrand unseren Emmentaler gegessen. Prima hat der geschmeckt! Brot braucht man da nicht. Die Nachbarin hat eine Flasche Wasser dabei gehabt. Für mich hat es immer wieder Bäche zum Trinken gegeben.

Als wir aus dem Wald gekommen sind, ist die Sonne weg gewesen. Ein Wind ist aufgekommen und von Westen her sind dunkle Wolken im Anzug gewesen. Die Nachbarin hat gesagt, wir gehen jetzt nicht wie vorgesehen nach Grünenbach, sondern gleich über Heimhofen zurück nach Röthenbach. Zuerst haben wir aber 200 Meter an der Autostraße entlang über die Eisenbahnbrücke müssen. Das ist nicht besonders angenehm gewesen.

Hinter der Brücke sind wir auf einen Feldweg, der aber leider im Nichts geendet hat. Also hat die Nachbarin gesagt, am nahen Bach entlang, denn 200 Meter weiter am Waldrand sieht man schon den richtigen Weg. Prompt ist sie mit dem Wanderstiefel im Morast stecken geblieben. Die Wiese am Bach ist ganz gelb gewesen: Schlüsselblumen und Sumpfdotterblumen im Wechsel.

Wir haben den Waldweg genommen und die Nachbarin hat mit ihrem Kästchen die richtige Richtung eruiert. An einem Einödhof auf der anderen Seite des Waldes sind vereinzelte Tropfen vom Himmel gekommen. Wir haben wieder die Bahnlinie gequert, diesmal sind wir unten durch. Ein Durchlass für ein einzelnes Gehöft. Kurz darauf sind wir in Heimhofen gewesen. Es ist kalt geworden, die Nachbarin hat ihre Jacke angezogen.

Von Heimhofen bis zur Staumauerbaustelle am Ellhofer Tobelbach haben wir kaum 20 Minuten gebraucht und von da habe ich ganz genau gewusst, wie wir wieder zum Auto kommen. Man hat unsere Spur vom Vormittag noch riechen können …

Anstelle von 20 km sind wir jetzt eben nur 15 km marschiert. Aber: Der Wolkenbruch hat erst eingesetzt, als wir beide schon im Auto gesessen sind. Super Timing – oder?

Melli