Alltags-Geschichten

Hallo, ich bin‘s wieder - Argisch
(23. Juni 2016)

Das versprochene Foto gibt es jetzt auch:


Das Wetter in meinem Ferienort ist sehr wechselhaft. Entweder es regnet oder es ist gleich so heiß, dass ich mich keine Viertelstunde auf den Südbalkon legen kann. Dabei hab ich Sonne sooo gern, aber bei über 30° im Schatten ist es im Haus doch angenehmer. Tagsüber gehen wir momentan wegen der Hitze höchstens in diesen Garten. Hinter dem Dschungel wohnt eine Perserkatze. Wenn ich zum Zaun gehe, kommt sie auch und wir halten stumme Zwiesprache.

In die Stadt gehe ich immer gerne und zum Markt sowieso, da reicht es so interessant, besonders vor dem Fischwagen. Die Frau kauft mittwochs und samstags Fisch, dann bekomme ich als Leckerbissen die Haut. Wenn es nachmittags nicht so heiß ist, besuchen wir die alte Dame im Seniorenstift. Die freut sich, wenn ich komme. Sie sagt, ich sei trotz meiner vielen grauen Haare im Gesicht ein schöner Hund. Das tut einem gut! Inzwischen hat auch die Frau begriffen, dass ich dort viel lieber mit dem Aufzug in den 2. Stock fahre. Treppen gehen kann ich in meiner Ferienwohnung. Da sind die Treppenstufen aus Holz und das Holz ist sehr rutschig. Anfangs bin ich zweimal ausgerutscht und habe mir wehgetan. Seither sagt die Frau, ich muss langsam gehen und geht mit mir, damit ich keine Angst habe. Heute habe ich mich zum ersten Mal allein hinunter getraut, nachschauen, was die beiden im Keller machen.

Morgens will die Frau unbedingt ins Gelände und in die Weinberge. Jetzt, wo es nicht mehr regnet, gehe ich auch gerne dahin. Vor allem wegen der Rehe und Hasen, die wir manchmal sehen. Aber immer mal wieder begegnen uns große Hunde mit dunklem Fell. Und weil ich die nicht ausstehen kann, knurre und belle ich. Die Frau fragt, warum ich denn eine Bürste bekomme, aber ich kann ihr das leider nicht so richtig verklickern. Gestern ist uns auch ein großer schwarzer Hund entgegengekommen. Die Frau hat gesagt, ich solle mich nicht so aufführen. Und dann hab ich feststellen müssen, dass es eine nette Hundedame gewesen ist. Peinlich sowas!

Wenn wir auf dem Rückweg von unserem Morgenspaziergang die Straße überqueren wollen, geht die Frau mit mir immer 30 Meter in eine falsche Richtung. Und dann bleibt sie stehen und wir müssen warten, bis die Autos anhalten. Jeden Morgen versuche ich ihr klarzumachen, dass es doch einfacher wäre, wir gingen direkt an der Kreuzung über die Straße. Bei dem Verkehr, sagt sie, machen wir das nur einmal. Ich habe einen guten Orientierungssinn, sagt sie dann. Den braucht hund nicht mal, wenn hund seinen Weg ordentlich markiert. Aber davon verstehen die Menschen nichts, die besprühen sich morgens mit Parfüm oder Rasierwasser und riechen dann alle ähnlich. Nichts von Individualität.

Heute Vormittag sind wir zu dritt in der Stadt gewesen. Plötzlich ist der Mann mit mir alleine weiter und die Frau ist in eine andere Richtung. Einkaufen, hat sie gesagt. Hunde dürfen nicht mit in den Laden. Ich hätte ja draußen gewartet. War ich froh, als die Frau wieder nach Hause gekommen ist. Der Mann hat zu ihr gesagt, er hätte mich beinahe tragen müssen. Ich sei immer wieder stehen geblieben und hätte mich nach ihr umgedreht.

Am Samstag kommt mein Fraule wieder, dann ist mein Aufenthalt hier zu Ende. Die Leute bringen mich wieder heim. Das hat auch sein Gutes, da kenne ich alles und muss nicht immer überlegen, was die Leute von mir wollen.