Fische und Meeresfrüchte essen wir immer gerne. Und es ist schön, dass hier an der Costa Blanca jeder Supermarkt eine Fischtheke hat, wo viele Köstlichkeiten auf Eis liegen. Ob es sich um Frischfisch oder um tiefgekühlten handelt, ist nicht immer zu erkennen. Beim Tintenfisch aus Patagonien und bei den preisgünstigen Krustentieren ist es klar, dass es sich um aufgetaute Ware handelt, bei den Mittelmeerfischen eher nicht und die Langusten leben ja noch.
In Jávea gibt es einen Fischereihafen, dort kann man garantiert frischen Mittelmeerfisch bekommen, hat der Gatte in Erfahrung gebracht. Abends zwischen fünf und acht soll der Verkauf laufen. Wir nehmen das Auto und fahren die 15 Kilometer an der Küste entlang und dann in die Stadt. Ganz einfach: immer in Richtung Meer, hat man uns gesagt. Am vierten oder fünften Kreisverkehr finden sich die ersten Wegweiser zum Porto. Sogar einen Parkplatz in der Nähe der Strandpromenade können wir ergattern – kostenlos. Auto abschließen, dann startet das Unternehmen Fischkauf. Wir gehen in Richtung Hafen und können schon von Weitem ein hallenartiges Gebäude ausmachen, vor dem Leute stehen. Das muss es sein, davon bin ich überzeugt. Beim Näherkommen sehen wir, dass diese Markthalle zu einer Seite hin die Rollläden geöffnet hat. Auf den Tresen in etwa einem Meter Breite und sechs Metern Länge stehen Kunststoffkisten, gefüllt mit Eis, darauf liegen Thunfische, Makrelen, Seezungen, Sardinen, Seeteufel, Tintenfische aller Größen, kleine Krebse, Muscheln, Austern, Gambas - wenigstens 10 verschiedene Arten - und viele Fischarten, von denen ich weder die Namen kenne, noch sie jemals bewusst gegessen habe. Wir gehen staunend von einer Kiste zur anderen. Auf der anderen Seite der Auslage sind drei Damen damit beschäftigt, die Ware an die Kunden zu bringen. Etwa zehn Personen sehen kaufwillig aus, weitere fünfzehn würde ich als Neugierige einstufen. Man muss einen Nummernzettel von einer Rolle abreißen und warten, bis diese Nummer auf der digitalen Anzeige erscheint, dann ist man dran, erklärt eine deutsche Kundin dem Gatten. Wenn man die Fische ausgenommen haben möchte, muss man das sagen, dafür gibt es eine weitere Anzeige und eine Dame, die das an der rückwärtigen Arbeitsplatte macht. Ich ziehe Nummer 72 – sieben Kunden sind noch vor uns. Wir haben also reichlich Zeit, unser Abendessen auszusuchen. Wenn eine Kiste leer ist, holt eine der Damen eine neue aus einem Raum hinter der Verkaufsstelle.
Nummer 71 ist dran, da klopft mir der Gatte auf die Schulter. Er hat das Portemonnaie diebstahlsicher in seiner Hosentasche mit Reißverschluss verstaut und diesen zugezogen. Jetzt bekommt er ihn nicht mehr auf. Der Schiebergriff ist abgebrochen und auf einer Seite hat der Schieber vom Hosenstoff gefasst. Das Ding sitzt jetzt taschenmittig und lässt sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen. Und der Geldbeutel ist zu groß, als dass man ihn aus der halb geöffneten Hosentasche herausbekäme. Auch ich bekomme die Tasche nicht auf, ohne dass der Gatte die Hose auszieht. Und weil das hier und jetzt nicht möglich ist, fahren wir wieder zurück, essen heute Abend Käse und ertränken unseren Frust in Rotwein. Der hätte zum Fisch ohnehin nicht gepasst und Weißen haben wir nicht. |